Leise Kühle ohne Strom: Poröse Terrakotta-Raumteiler mit passiver Verdunstungskühlung für Wohnzimmer und Homeoffice

admin 2 listopada, 2025 0 Comments

Leise Kühle ohne Strom: Poröse Terrakotta-Raumteiler mit passiver Verdunstungskühlung für Wohnzimmer und Homeoffice

Hitzewellen im Sommer, trockene Heizungsluft im Winter – und keine Lust auf laute Klimageräte? Eine kaum bekannte Lösung aus der Bauphysik zieht ins Wohnzimmer ein: poröse Terrakotta-Möbel mit Verdunstungskühlung. Diese Raumteiler, Regale oder Sideboards senken spürbar die Lufttemperatur, befeuchten angenehm und brauchen dafür nur Wasser – keinen Strom.

Was sind Verdunstungsmöbel aus Terrakotta?

Verdunstungsmöbel sind kapillaraktive Keramik-Elemente, die mit Wasser gespeist werden. Durch die Poren der Terrakotta wandert Feuchte an die Oberfläche und verdunstet. Dabei wird Verdunstungskälte frei: Luft kühlt sich ab und wird etwas feuchter. In trockenen Räumen können so 2–5 K Temperaturabfall in der unmittelbaren Umgebung erreicht werden – geräuschlos und ohne Kältemittel.

Warum das neu ist

  • Die Technologie ist aus Wüstenkühlung (Zeer-Pot, Mashrabiya) bekannt, als möbelintegriertes System für moderne Wohnungen aber noch kaum verbreitet.
  • Durch 3D-gedruckte Keramikgitter oder segmentierte Kapillarmatten lassen sich heute filigrane, designstarke Module realisieren.
  • In Innenräumen entsteht eine lokale Komfortzone – ideal für Leseecken, Schreibtische oder die Couch.

Aufbau: So funktioniert der Terrakotta-Raumteiler

  • Keramikkörper: Poröse Terrakotta (Wasseraufnahme 10–15 %), Wandstärke 12–18 mm, offenporig gebrannt.
  • Wasserreservoir: 3–6 Liter, untenliegend, lebensmittelechte Wanne (PP) mit Deckel.
  • Kapillar-Dochte: Baumwoll- oder Glasfaserbänder (30–50 mm), führen Wasser zur Keramikoberfläche.
  • Rahmen: Pulverbeschichteter Stahl oder FSC-Massivholz, rutschfeste Füße.
  • Optionen: Abnehmbarer Micro-Mesh-Staubfilter, Tropfkante, magnetische Abdeckleisten.

Physik & Leistung: Was ist realistisch?

Die Kühlwirkung hängt von Umgebungstemperatur, relativer Feuchte und Luftbewegung ab. Je trockener und wärmer die Luft, desto stärker die Verdunstungskälte.

Rahmenbedingung Typischer Effekt Hinweis
26–30 °C, 30–40 % r. F. −3 bis −5 K in 0,5–1 m Umgebung Beste Performance, Fenster kippen für leichte Luftzirkulation
30–34 °C, 40–55 % r. F. −2 bis −3 K Ventilator auf Stufe 1 erhöht Konvektion
22–25 °C, 20–30 % r. F. (Heizperiode) +10–20 % r. F. Wohlfühlfeuchte, weniger trockene Schleimhäute
> 60 % r. F. geringe Kühlung Nur moderat einsetzen, sonst schwül

Beispielrechnung

Verdunsten 300 ml Wasser in einer Stunde, werden ~0,7 MJ (≈ 0,2 kWh) Wärme entzogen. Das entspricht der Leistung vieler USB-Ventilatoren – aber ohne Stromverbrauch.

Einsatzorte & Szenarien

  • Wohnzimmer: Raumteiler hinter dem Sofa für eine kühle Rückenzone.
  • Homeoffice: Schmale Stele neben dem Schreibtisch für konzentrationsfördernde Frische.
  • Schlafzimmer: Niedriges Sideboard am Fußende für sanfte Nachtkühlung.
  • Balkon/Loggia: Halboutdoor-Aufstellung steigert Effekt durch natürliche Luftbewegung.
  • Bad: Nach dem Duschen kurz deaktivieren (Deckel schließen), um Überfeuchtung zu vermeiden.

Design-Varianten

  • Lamellen-Gitter mit hohem Oberflächen/Volumen-Verhältnis für maximale Verdunstung.
  • Relief-Fliesen in modularen Rahmen, farblich mit Tonerden pigmentiert.
  • Planter-Hybride: Pflanzkästen und Kühlkeramik in einem, ideal für Kräuter.
  • Akustik-Version: Perforierte Keramik vor schallabsorbierendem Filz.

Fallstudie: 42 m² Altbau-Wohnzimmer in Wien

  • Setup: 2-teiliger Terrakotta-Raumteiler (je 60 × 160 cm), 10 Liter Gesamtreservoir.
  • Sommer (Juli): 31 °C Außen, 29 °C Innen, 38 % r. F.; lokale Absenkung am Sofa: −3,2 K nach 40 min, Luftfeuchte +7 %.
  • Wasserverbrauch: 2,4–3,0 L/Tag pro Modul.
  • Akustik: Nachhallzeit RT60 im Sprachbereich −0,1 s dank poröser Oberfläche.
  • Winter: Bei 21 °C/25 % r. F. Anhebung auf 38–40 % in 2 h (0,6 L Verdunstung).

DIY: Raumteiler 60 × 180 cm bauen

Materialliste

  1. Keramikmodule, offenporig, 6 Stück à 30 × 60 cm (12–15 mm)
  2. Rahmenprofil Stahl 20 × 20 mm, pulverbeschichtet, Steckverbinder
  3. Wasserwanne PP 8–10 L mit dichtem Deckel
  4. Kapillar-Dochte (Baumwolle/Glasfaser) 8 m, 40 mm breit
  5. Silikon lebensmittelecht, PTFE-Dichtband
  6. Füße mit Gummieinlage, optional 2 Rollen mit Bremse
  7. Abtropfkante aus eloxiertem Aluminium, 60 cm

Schritt-für-Schritt

  1. Rahmen stecken und verschrauben; Wanne unten formschlüssig einsetzen.
  2. Keramikmodule mit Abstandshaltern in den Rahmen setzen (Kapillarspalt 2–3 mm zur Tropfkante).
  3. Dochte von der Wanne über die Tropfkante zur Modulrückseite führen, mit Klammern fixieren.
  4. Wanne mit 6–8 L Wasser füllen, Deckel schließen, Testlauf 30 min.
  5. Feinzjustage: Dochtzahl so wählen, dass Oberfläche feinfeucht, nicht tropfnass wirkt.

Bauzeit: ca. 90 min | Kosten: ~ 280–420 € (Materialqualität abhängig).

Sicherheit, Pflege & Hygiene

  • Wasserhygiene: Alle 3–5 Tage wechseln; Wanne mit mildem Essigreiniger ausspülen, anschließend klar nachspülen.
  • Kalk: In Hartwassergebieten gefiltertes Wasser nutzen oder 1×/Monat mit Zitronensäure behandeln.
  • Biologie: Keine Aerosolisierung wie bei Ultraschall-Befeuchtern – die Oberfläche verdunstet still. Trotzdem regelmäßig trocknen lassen (24 h/Woche), um Biofilm zu vermeiden.
  • Materialschutz: Nicht direkt vor empfindliche Tapeten oder Holzbeize stellen; Abstand 10–15 cm einhalten.
  • Wintermodus: Bei r. F. > 50 % pausieren, um Überfeuchtung zu verhindern.

Leistung optimieren

  • Luftbewegung: Ein kleiner, leiser Tischventilator auf Stufe 1 erhöht Konvektion und Kühlleistung.
  • Oberfläche: Reliefstrukturen vergrößern die Verdunstungsfläche um bis zu 40 %.
  • Aufstellung: In Zugluftkorridoren (Fenster–Tür) oder an sonnengeschützten Innenwänden platzieren.

Pro / Contra

Aspekt Pro Contra
Energie Kein Strom, keine Kältemittel Wirkt lokal, ersetzt keine Vollklimaanlage
Komfort Leise, zugfrei Bei hoher Luftfeuchte geringerer Effekt
Design Natürliche Haptik, warme Optik Tonfarben begrenzt, farbige Akzente nur mit Mineralpigmenten
Hygiene Keine Aerosole Regelmäßige Reinigung nötig
Kosten Günstiger als Split-Klima Handgefertigte Keramik kann teuer sein

Nachhaltigkeit & Ökobilanz

  • Material: Ton, Wasser, Holz/Stahl – langlebig und gut reparierbar.
  • Betrieb: Null Strom, null Kältemittel, nur Wasserverbrauch (typ. 1–3 L/Tag).
  • Vergleich: Gegenüber einem 700 W-Monoblock sparen Verdunstungsmöbel pro Sommermonat ~20–30 kWh.

Smart Add-ons (optional)

  • Feuchtesensor mit Ampelanzeige: Grün (35–50 %), Gelb (50–60 %), Rot (> 60 %).
  • Magnetische Abdeckleiste als Night Mode, reduziert Verdunstung im Schlaf.
  • PV-Option Outdoor: Mini-Solarpumpe für Balkonbetrieb bei Windstille.

Klima-Eignung: Wo lohnen sie sich?

Regionstyp Eignung Hinweis
Kontinental (Wien, Krakau) Sehr gut Heiße, eher trockene Sommer
Mittelmeer (Valencia, Split) Gut Morgens/abends optimal
Maritim (Hamburg, Gdańsk) Mittel An schwülen Tagen eingeschränkt
Alpin Sehr gut Trocken, starke Tagesschwankungen

Zukunft: 3D-gedruckte Keramik & Phasenwechsel

  • Keramik-Gyroid-Strukturen maximieren Oberfläche bei geringem Gewicht.
  • PCM-Einschübe (z. B. 26 °C) puffern Hitzespitzen und verstetigen die Wirkung.
  • Datengetriebene Steuerung: Wetter- und Feuchteprognose entscheidet über Betriebsfenster.

Fazit: Möbel, die Klima machen

Poröse Terrakotta-Raumteiler mit Verdunstungskühlung schaffen eine erstaunlich effektive Komfortzone – leise, ästhetisch und nachhaltig. Wer im Sommer ohne Kompressor kühlen und im Winter wohltuend befeuchten will, findet hier eine seltene, aber praxistaugliche Lösung. Starten Sie mit einem 60 × 120 cm Modul an Ihrem Hauptaufenthaltsort und protokollieren Sie Temperatur/Feuchte für zwei Wochen. So erkennen Sie schnell, welche Größe und Dochtkonfiguration für Ihr Zuhause ideal ist.

CTA: Testen Sie ein Pilotmodul und teilen Sie Ihre Messwerte – aus Daten wird Design.

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