Thermoaktive Lehmmöbel mit PCM-Kernen: Möbel als leise Klimaanlage für nachhaltige Wohnungen

admin 21 grudnia, 2025 0 Comments

Thermoaktive Lehmmöbel mit PCM-Kernen: Möbel als leise Klimaanlage für nachhaltige Wohnungen

Steigende Energiekosten, dichte Gebäudehüllen und der Wunsch nach gesunder Raumluft rücken stille, wartungsarme Lösungen in den Fokus. Was, wenn Möbel nicht nur Stauraum bieten, sondern Temperatur und Feuchte stabilisieren? Thermoaktive Lehmmöbel mit Phase-Change-Material (PCM) speichern überschüssige Wärme, puffern Feuchte und strahlen Behaglichkeit ab – ganz ohne Ventilatorgeräusch.

Was sind thermoaktive Lehmmöbel?

Es handelt sich um Schränke, Bänke oder Sideboards, deren Oberfläche aus Lehm besteht und deren Innenleben PCM-Kartuschen beherbergt. Die Lehmhülle wirkt als Feuchtepuffer und Strahlungsfläche, das PCM im Inneren speichert latente Wärme im gewünschten Temperaturbereich.

Aufbau im Überblick

  • Lehmhülle: 8–15 mm Lehmputz oder Lehmplatte auf Holz- oder Hanffaserträger, diffusionsoffen.
  • PCM-Kerne: austauschbare Kartuschen (Paraffin- oder Salz-Hydrat), Schmelzpunkt 22–26 °C, Speicherdichte 120–180 kJ/kg.
  • Korpus: Holzwerkstoff (FSC), innen mit Luftkanälen (Ein-/Auslassschlitze unten/oben).
  • Optionale Sensorik: Temperatur-/Feuchtesensor, passives Lüftungsgitter oder leiser 5 V-Lüfter (< 0,5 W).

Die Physik dahinter – drei Wissenspunkte

1) Latentwärmespeicherung

PCM schmilzt bei einer definierten Temperatur (z. B. 24 °C) und nimmt dabei große Energiemengen auf, ohne sich fühlbar zu erwärmen. Beispiel: 10 kg PCM mit 150 kJ/kg speichern ca. 1,5 MJ0,42 kWh. In einer Hitzespitze werden Raumtemperaturspitzen gedämpft, nachts kann das PCM durch Lüften wieder erstarren.

2) Strahlungsbehaglichkeit statt Luftwirbel

Lehmoberflächen emittieren langwellige Wärme. Bei gleicher Behaglichkeit kann die Lufttemperatur 1–2 K niedriger sein als bei konvektiven Systemen. Das spart Energie und vermeidet Staubaufwirbelung.

3) Feuchtepufferung

Lehm kann kurzfristig Feuchte aufnehmen und wieder abgeben. Ein 12 mm Lehmputz puffert je nach Rezeptur 40–70 g Wasser/m² in 8 Stunden. Das stabilisiert die relative Luftfeuchte zwischen 40–60 %, was Schimmelrisiken senkt und die Stimmbänder schont.

Einsatzräume – wo die Möbel glänzen

  • Wohnzimmer: Sitzbank am Fenster oder Lowboard nimmt Nachmittagshitze auf, abends spürbar milderes Raumklima.
  • Schlafzimmer: Lehm-Nachttische reduzieren nächtliche Temperatur- und Feuchtespitzen; ruhiger Schlaf ohne Ventilator.
  • Küche und Essbereich: Sideboard pufferte Dampf & Wärme beim Kochen; Gerüche setzen sich weniger fest.
  • Bad: Lehmbank oder Regal verbessert Nachfeuchte-Abbau nach dem Duschen, Spiegel beschlagen seltener.
  • Homeoffice: Lehmpaneel-Sideboard verbessert Akustik (mittlere Frequenzen) und hält den Kopf kühl an warmen Tagen.

Materialien und Spezifikationen

Komponente Empfehlung Werte
Lehmputz Werktrockenmischung mit Sand 0–1 mm, Stroh optional Schicht 10–12 mm, λ ≈ 0,7–0,9 W/mK
PCM Paraffin C18–C22 oder Salz-Hydrat Tm 23–26 °C, 120–180 kJ/kg latent
Kartuschen Alu- oder PET-Beutel in Modulraster 1–2 kg je Kartusche, wechselbar
Korpus Birke-MPX, Pappel, Hanf-Board Diffusionsoffen, VOC-arm
Finish Lehmfeinputz + Seife/Wachs Abwischbar, matt

Fallstudie: Altbau-Wohnzimmer 22 m² in Leipzig

  • Möbel: 1,6 m Lehmbank (12 mm Lehm), 14 kg PCM (24 °C), Korpus Pappel 18 mm
  • Sommerwoche:
    • Außen 31–34 °C, innen ohne Möbel: 27,6 °C Peak
    • Mit Lehmmöbel: Peak 26,5 °C (Δ 1,1 K), Nachtlüftung 22:30–6:00
    • Relative Feuchte: 45–58 % statt 42–63 %
  • Subjektives Empfinden: weniger „stickig“, geringere Nachmittagsmüdigkeit, kein Ventilator nötig.

DIY – Sitzbank 120 × 40 × 45 cm mit PCM-Kern

Materialliste

  1. Birke-Multiplex 18 mm, Zuschnitt für Korpus
  2. Lehm-Unterputz + Lehm-Feinputz (gesamt ca. 25 kg)
  3. PCM-Kartuschen 12–16 kg, Tm 24 °C
  4. Hanf- oder Zellulosematte 10 mm (Entkopplung innen)
  5. Diffusionsoffenes Gewebe, Eckschutzschienen
  6. Schrauben, Holzleim (D3), Casein- oder Stärkekleber für Lehmplatten
  7. Hartwachsseife oder Marseiller Seife zum Finish

Schritt-für-Schritt

  1. Korpus verschrauben und verleimen; unten 10 mm Einlass-, hinten oben 10 mm Auslassschlitz einplanen.
  2. Innen Entkopplungsmatte einlegen, PCM-Kartuschen in Rasternetz fixieren (wechselbar zugänglich lassen).
  3. Außen Armierungslage: Lehm-Unterputz 6–8 mm, Gewebe mittig einbetten, Trocknung 24–48 h.
  4. Feinputz 3–4 mm aufziehen, Kanten leicht runden; trocknen lassen und fein schleifen.
  5. Oberfläche mit Seife oder dünn Wachs behandeln (diffusionsoffen halten!).
  6. Probelauf: an warmem Tag tagsüber Fenster geschlossen halten, nachts querlüften – PCM "lädt" und "entlädt".

Bauzeit: ca. 6–8 Stunden über 3 Tage (inkl. Trocknung). Materialkosten: ~ 260–360 €.

Smart-Home-Logik (optional)

  • Sensorregel: Wenn Raumtemp. > 24,5 °C und Außen < Innen: Fensterkontakt erinnert an Nachtlüftung; Mini-Lüfter im Möbel schaltet für 30 min ein.
  • Saisonprofil: Sommer Tm 24–26 °C; Übergangszeit 22–24 °C; Winter Kartuschen entnehmen oder abdecken, falls unerwünscht.
  • Daten: Temperaturkurve flacht; Ziel: tägliche Peak-Reduktion > 0,8 K bei 10–15 kg PCM.

Gestaltung und Stil

  • Oberflächen: Pigmente (Umbra, Ocker), Kaseinlasur, Schilfstruktur mit Bürste eingearbeitet.
  • Form: Weiche Radien erhöhen Strahlungsfläche; Reliefmuster verbessern Akustik.
  • Kombination: Lehmbank + Lehmwandpaneel hinter Sofa für maximale Behaglichkeit.

Pflege und Langlebigkeit

  • Reinigung mit leicht feuchtem Tuch; keine lösemittelhaltigen Reiniger.
  • Haarrisse punktuell mit Feinputz ausbessern, Oberfläche neu seifen.
  • PCM-Kartuschen alle 8–10 Jahre prüfen; austauschbar ohne Korpusöffnung zu zerstören.

Kosten, Ökobilanz und Nutzen

Aspekt Wert Nutzen
Anschaffung 260–500 € (DIY) je Möbel Geringe Betriebskosten (passiv)
Energie Peak-Dämpfung 0,8–1,5 K Ventilator/AC oft entbehrlich
CO₂ Lehm sehr niedrig, Holz bindet CO₂ Geringer Fußabdruck
Gesundheit VOC-arm, feuchteausgleichend Wohlbefinden, weniger Staub

Pro / Contra

Pro Contra
Leise, wartungsarm, stromlos Begrenzte Kühl-/Wärmekapazität
Verbessert Feuchte und Akustik Höheres Gewicht (Lehm)
Austauschbare PCM-Kartuschen Trocknungszeiten beim Bau
Designfreiheit, natürliche Haptik Feuchteempfindlich bei falschem Finish

Sicherheit und Hinweise

  • Nur diffusionsoffene Oberflächen verwenden; keine dichten Lacke.
  • Tragfähigkeit prüfen: Lehmbelag erhöht Gewicht um 15–25 kg/m².
  • Bei Salz-Hydrat-PCM Kartuschen dicht und korrosionsgeschützt halten.

Zukunft: Biobasierte PCM und 3D-gedruckter Lehm

  • Pflanzenöl-PCM mit einstellbaren Schmelzpunkten für verschiedene Räume.
  • Modulare PCM-Kassetten, die saisonal gewechselt werden.
  • 3D-gedruckte Lehmgehäuse mit integrierten Luftkanälen für optimierte Konvektion.

Fazit – Möbel, die Klima können

Thermoaktive Lehmmöbel vereinen Komfort, Design und Energieeinsparung in einem Bauteil. Wer Hitzespitzen dämpfen, Feuchte stabilisieren und das Raumgefühl verbessern möchte, findet darin eine leise, nachhaltige Lösung. Starten Sie mit einem kompakten Sideboard im sonnigen Zimmer: Wählen Sie PCM 24 °C, planen Sie 10–15 kg Speichermasse und kombinieren Sie es mit Nachtlüftung – die Wirkung werden Sie in der nächsten Wärmewelle deutlich spüren.

CTA: Messen Sie in dieser Woche Temperatur und Feuchte im Lieblingsraum und planen Sie auf Basis der Peaks Ihr erstes thermoaktives Möbelstück.

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