Thermoaktive Lehmmöbel mit PCM-Kernen: Möbel als leise Klimaanlage für nachhaltige Wohnungen
Steigende Energiekosten, dichte Gebäudehüllen und der Wunsch nach gesunder Raumluft rücken stille, wartungsarme Lösungen in den Fokus. Was, wenn Möbel nicht nur Stauraum bieten, sondern Temperatur und Feuchte stabilisieren? Thermoaktive Lehmmöbel mit Phase-Change-Material (PCM) speichern überschüssige Wärme, puffern Feuchte und strahlen Behaglichkeit ab – ganz ohne Ventilatorgeräusch.
Was sind thermoaktive Lehmmöbel?
Es handelt sich um Schränke, Bänke oder Sideboards, deren Oberfläche aus Lehm besteht und deren Innenleben PCM-Kartuschen beherbergt. Die Lehmhülle wirkt als Feuchtepuffer und Strahlungsfläche, das PCM im Inneren speichert latente Wärme im gewünschten Temperaturbereich.
Aufbau im Überblick
Lehmhülle: 8–15 mm Lehmputz oder Lehmplatte auf Holz- oder Hanffaserträger, diffusionsoffen.
PCM-Kerne: austauschbare Kartuschen (Paraffin- oder Salz-Hydrat), Schmelzpunkt 22–26 °C, Speicherdichte 120–180 kJ/kg.
Korpus: Holzwerkstoff (FSC), innen mit Luftkanälen (Ein-/Auslassschlitze unten/oben).
PCM schmilzt bei einer definierten Temperatur (z. B. 24 °C) und nimmt dabei große Energiemengen auf, ohne sich fühlbar zu erwärmen. Beispiel: 10 kg PCM mit 150 kJ/kg speichern ca. 1,5 MJ ≈ 0,42 kWh. In einer Hitzespitze werden Raumtemperaturspitzen gedämpft, nachts kann das PCM durch Lüften wieder erstarren.
2) Strahlungsbehaglichkeit statt Luftwirbel
Lehmoberflächen emittieren langwellige Wärme. Bei gleicher Behaglichkeit kann die Lufttemperatur 1–2 K niedriger sein als bei konvektiven Systemen. Das spart Energie und vermeidet Staubaufwirbelung.
3) Feuchtepufferung
Lehm kann kurzfristig Feuchte aufnehmen und wieder abgeben. Ein 12 mm Lehmputz puffert je nach Rezeptur 40–70 g Wasser/m² in 8 Stunden. Das stabilisiert die relative Luftfeuchte zwischen 40–60 %, was Schimmelrisiken senkt und die Stimmbänder schont.
Einsatzräume – wo die Möbel glänzen
Wohnzimmer: Sitzbank am Fenster oder Lowboard nimmt Nachmittagshitze auf, abends spürbar milderes Raumklima.
Schlafzimmer: Lehm-Nachttische reduzieren nächtliche Temperatur- und Feuchtespitzen; ruhiger Schlaf ohne Ventilator.
Küche und Essbereich: Sideboard pufferte Dampf & Wärme beim Kochen; Gerüche setzen sich weniger fest.
Bad: Lehmbank oder Regal verbessert Nachfeuchte-Abbau nach dem Duschen, Spiegel beschlagen seltener.
Homeoffice: Lehmpaneel-Sideboard verbessert Akustik (mittlere Frequenzen) und hält den Kopf kühl an warmen Tagen.
Materialien und Spezifikationen
Komponente
Empfehlung
Werte
Lehmputz
Werktrockenmischung mit Sand 0–1 mm, Stroh optional
Schicht 10–12 mm, λ ≈ 0,7–0,9 W/mK
PCM
Paraffin C18–C22 oder Salz-Hydrat
Tm 23–26 °C, 120–180 kJ/kg latent
Kartuschen
Alu- oder PET-Beutel in Modulraster
1–2 kg je Kartusche, wechselbar
Korpus
Birke-MPX, Pappel, Hanf-Board
Diffusionsoffen, VOC-arm
Finish
Lehmfeinputz + Seife/Wachs
Abwischbar, matt
Fallstudie: Altbau-Wohnzimmer 22 m² in Leipzig
Möbel: 1,6 m Lehmbank (12 mm Lehm), 14 kg PCM (24 °C), Korpus Pappel 18 mm
Sommerwoche:
Außen 31–34 °C, innen ohne Möbel: 27,6 °C Peak
Mit Lehmmöbel: Peak 26,5 °C (Δ 1,1 K), Nachtlüftung 22:30–6:00
Relative Feuchte: 45–58 % statt 42–63 %
Subjektives Empfinden: weniger „stickig“, geringere Nachmittagsmüdigkeit, kein Ventilator nötig.
DIY – Sitzbank 120 × 40 × 45 cm mit PCM-Kern
Materialliste
Birke-Multiplex 18 mm, Zuschnitt für Korpus
Lehm-Unterputz + Lehm-Feinputz (gesamt ca. 25 kg)
PCM-Kartuschen 12–16 kg, Tm 24 °C
Hanf- oder Zellulosematte 10 mm (Entkopplung innen)
Diffusionsoffenes Gewebe, Eckschutzschienen
Schrauben, Holzleim (D3), Casein- oder Stärkekleber für Lehmplatten
Hartwachsseife oder Marseiller Seife zum Finish
Schritt-für-Schritt
Korpus verschrauben und verleimen; unten 10 mm Einlass-, hinten oben 10 mm Auslassschlitz einplanen.
Innen Entkopplungsmatte einlegen, PCM-Kartuschen in Rasternetz fixieren (wechselbar zugänglich lassen).
Außen Armierungslage: Lehm-Unterputz 6–8 mm, Gewebe mittig einbetten, Trocknung 24–48 h.
Feinputz 3–4 mm aufziehen, Kanten leicht runden; trocknen lassen und fein schleifen.
Oberfläche mit Seife oder dünn Wachs behandeln (diffusionsoffen halten!).
Probelauf: an warmem Tag tagsüber Fenster geschlossen halten, nachts querlüften – PCM "lädt" und "entlädt".
Bauzeit: ca. 6–8 Stunden über 3 Tage (inkl. Trocknung). Materialkosten: ~ 260–360 €.
Smart-Home-Logik (optional)
Sensorregel: Wenn Raumtemp. > 24,5 °C und Außen < Innen: Fensterkontakt erinnert an Nachtlüftung; Mini-Lüfter im Möbel schaltet für 30 min ein.
Saisonprofil: Sommer Tm 24–26 °C; Übergangszeit 22–24 °C; Winter Kartuschen entnehmen oder abdecken, falls unerwünscht.
Daten: Temperaturkurve flacht; Ziel: tägliche Peak-Reduktion > 0,8 K bei 10–15 kg PCM.
Gestaltung und Stil
Oberflächen: Pigmente (Umbra, Ocker), Kaseinlasur, Schilfstruktur mit Bürste eingearbeitet.
Kombination: Lehmbank + Lehmwandpaneel hinter Sofa für maximale Behaglichkeit.
Pflege und Langlebigkeit
Reinigung mit leicht feuchtem Tuch; keine lösemittelhaltigen Reiniger.
Haarrisse punktuell mit Feinputz ausbessern, Oberfläche neu seifen.
PCM-Kartuschen alle 8–10 Jahre prüfen; austauschbar ohne Korpusöffnung zu zerstören.
Kosten, Ökobilanz und Nutzen
Aspekt
Wert
Nutzen
Anschaffung
260–500 € (DIY) je Möbel
Geringe Betriebskosten (passiv)
Energie
Peak-Dämpfung 0,8–1,5 K
Ventilator/AC oft entbehrlich
CO₂
Lehm sehr niedrig, Holz bindet CO₂
Geringer Fußabdruck
Gesundheit
VOC-arm, feuchteausgleichend
Wohlbefinden, weniger Staub
Pro / Contra
Pro
Contra
Leise, wartungsarm, stromlos
Begrenzte Kühl-/Wärmekapazität
Verbessert Feuchte und Akustik
Höheres Gewicht (Lehm)
Austauschbare PCM-Kartuschen
Trocknungszeiten beim Bau
Designfreiheit, natürliche Haptik
Feuchteempfindlich bei falschem Finish
Sicherheit und Hinweise
Nur diffusionsoffene Oberflächen verwenden; keine dichten Lacke.
Tragfähigkeit prüfen: Lehmbelag erhöht Gewicht um 15–25 kg/m².
Bei Salz-Hydrat-PCM Kartuschen dicht und korrosionsgeschützt halten.
Zukunft: Biobasierte PCM und 3D-gedruckter Lehm
Pflanzenöl-PCM mit einstellbaren Schmelzpunkten für verschiedene Räume.
Modulare PCM-Kassetten, die saisonal gewechselt werden.
3D-gedruckte Lehmgehäuse mit integrierten Luftkanälen für optimierte Konvektion.
Fazit – Möbel, die Klima können
Thermoaktive Lehmmöbel vereinen Komfort, Design und Energieeinsparung in einem Bauteil. Wer Hitzespitzen dämpfen, Feuchte stabilisieren und das Raumgefühl verbessern möchte, findet darin eine leise, nachhaltige Lösung. Starten Sie mit einem kompakten Sideboard im sonnigen Zimmer: Wählen Sie PCM 24 °C, planen Sie 10–15 kg Speichermasse und kombinieren Sie es mit Nachtlüftung – die Wirkung werden Sie in der nächsten Wärmewelle deutlich spüren.
CTA: Messen Sie in dieser Woche Temperatur und Feuchte im Lieblingsraum und planen Sie auf Basis der Peaks Ihr erstes thermoaktives Möbelstück.
Thermoaktive Lehmmöbel mit PCM-Kernen: Möbel als leise Klimaanlage für nachhaltige Wohnungen
Thermoaktive Lehmmöbel mit PCM-Kernen: Möbel als leise Klimaanlage für nachhaltige Wohnungen
Steigende Energiekosten, dichte Gebäudehüllen und der Wunsch nach gesunder Raumluft rücken stille, wartungsarme Lösungen in den Fokus. Was, wenn Möbel nicht nur Stauraum bieten, sondern Temperatur und Feuchte stabilisieren? Thermoaktive Lehmmöbel mit Phase-Change-Material (PCM) speichern überschüssige Wärme, puffern Feuchte und strahlen Behaglichkeit ab – ganz ohne Ventilatorgeräusch.
Was sind thermoaktive Lehmmöbel?
Es handelt sich um Schränke, Bänke oder Sideboards, deren Oberfläche aus Lehm besteht und deren Innenleben PCM-Kartuschen beherbergt. Die Lehmhülle wirkt als Feuchtepuffer und Strahlungsfläche, das PCM im Inneren speichert latente Wärme im gewünschten Temperaturbereich.
Aufbau im Überblick
Die Physik dahinter – drei Wissenspunkte
1) Latentwärmespeicherung
PCM schmilzt bei einer definierten Temperatur (z. B. 24 °C) und nimmt dabei große Energiemengen auf, ohne sich fühlbar zu erwärmen. Beispiel: 10 kg PCM mit 150 kJ/kg speichern ca. 1,5 MJ ≈ 0,42 kWh. In einer Hitzespitze werden Raumtemperaturspitzen gedämpft, nachts kann das PCM durch Lüften wieder erstarren.
2) Strahlungsbehaglichkeit statt Luftwirbel
Lehmoberflächen emittieren langwellige Wärme. Bei gleicher Behaglichkeit kann die Lufttemperatur 1–2 K niedriger sein als bei konvektiven Systemen. Das spart Energie und vermeidet Staubaufwirbelung.
3) Feuchtepufferung
Lehm kann kurzfristig Feuchte aufnehmen und wieder abgeben. Ein 12 mm Lehmputz puffert je nach Rezeptur 40–70 g Wasser/m² in 8 Stunden. Das stabilisiert die relative Luftfeuchte zwischen 40–60 %, was Schimmelrisiken senkt und die Stimmbänder schont.
Einsatzräume – wo die Möbel glänzen
Materialien und Spezifikationen
Fallstudie: Altbau-Wohnzimmer 22 m² in Leipzig
DIY – Sitzbank 120 × 40 × 45 cm mit PCM-Kern
Materialliste
Schritt-für-Schritt
Bauzeit: ca. 6–8 Stunden über 3 Tage (inkl. Trocknung). Materialkosten: ~ 260–360 €.
Smart-Home-Logik (optional)
Gestaltung und Stil
Pflege und Langlebigkeit
Kosten, Ökobilanz und Nutzen
Pro / Contra
Sicherheit und Hinweise
Zukunft: Biobasierte PCM und 3D-gedruckter Lehm
Fazit – Möbel, die Klima können
Thermoaktive Lehmmöbel vereinen Komfort, Design und Energieeinsparung in einem Bauteil. Wer Hitzespitzen dämpfen, Feuchte stabilisieren und das Raumgefühl verbessern möchte, findet darin eine leise, nachhaltige Lösung. Starten Sie mit einem kompakten Sideboard im sonnigen Zimmer: Wählen Sie PCM 24 °C, planen Sie 10–15 kg Speichermasse und kombinieren Sie es mit Nachtlüftung – die Wirkung werden Sie in der nächsten Wärmewelle deutlich spüren.
CTA: Messen Sie in dieser Woche Temperatur und Feuchte im Lieblingsraum und planen Sie auf Basis der Peaks Ihr erstes thermoaktives Möbelstück.
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